august euler luftfahrt museum

Der Griesheimer Sand (1874 ? 2008)

1874 Die Gemeinde Griesheim schließt mit dem Königlich-Preußischen
Kriegsministerium einen Vertrag über die Nutzung des „Griesheimer Sandes” als Truppenübungsplatz

1908 Der Frankfurter Unternehmer August Euler stellt den Antrag, einen Teil
des Griesheimer Truppenübungsplatzes zu pachten, „zur Herstellung von Flugmaschinen aller
Art und zum Zwecke der anzustellenden Flugversuche mit diesen Maschinen”.

1909-1912 Nach Abschluss des Pachtvertrags baut und fliegt August Euler Flugzeuge auf dem Griesheimer Sand

1912 August Euler verlegt seine Flugzeugfabrik nach Frankfurt-Niederrad Eröffnung der militärischen Fliegerstation Darmstadt

1914-1918 Stationierung von Ersatztruppen Kriegsgefangenenlager für insgesamt 15.000 Insassen

1918-1930 Besetzung Griesheims und des Griesheimer Sandes durch französische Besatzungstruppen

1930-1945 Der Griesheimer Sand wird zum Verkehrsflughafen Darmstadt ausgebaut

Auf dem Griesheimer Sand forschen und arbeiten die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS), die
studentische Akademische Fliegergruppe (Akaflieg), das Aerodynamische Institut (Windkanal) u.a.

1939-1945 Fliegerhorst der Luftwaffe Kriegsgefangenenlager und Strafgefangenenlager

1945-1992 Die US-Army auf dem Griesheimer Sand

1949-2005 „Stars and Stripes” werden in Griesheim erstellt und gedruckt

1954 Wiederbelebung des Fachgebiets Luftfahrttechnik an der TH Darmstadt und Reaktivierung des Windkanals

1980 Der Griesheimer Flugplatz wird „August-Euler-Flugplatz”

1996 Ausweisung des August-Euler-Flugplatzes als Naturschutzgebiet

2005 Übernahme des August-Euler-Flugplatzes durch die TH Darmstadt

2008 Jubiläumsfeier zum einhundertjährigen Bestehens des August Euler Flugplatzes

2010 Fertigstellung des Konzeptes für das August-Euler-Museum

2012 Jubiläumsfeier „100 Jahre Postflug” mit Postflugbroschüre. Fertigstellung des Nachbaus eines 1:1 Modells des Postflugzeuges „Gelber Hund”

2016 Zwischenlandung einer August-Euler-Museumsfiliale im Diamond-Terminal am Flugplatz Egelsbach


Der Griesheimer Sand: Wo Steinschmätzer und Gelber Hund sich in den Lüften treffen

Die eiszeitlichen Kalksande des Griesheimer Sandes, in Zentraleuropa eine große Besonderheit, verhinderten aufgrund ihrer fehlenden Fruchtbarkeit eine landwirtschaftliche Nutzung. Der Startschuss für die bis heute andauernde eigenständige Entwicklung des damals weit vor Griesheim gelegenen Areals fiel am 2. Januar 1874, als das Preußische Militär dort Grund und Boden zur Errichtung eines Artillerie-Schießplatzes erwarb.

In den folgenden Jahren entstand hier ein großzügiger Truppenübungsplatz mit eigener Infrastruktur im nahen Wirtschaftsviertel.
Im Anschluss an August Eulers Flugversuche wurde 1912 eine Fliegerstation auf dem Griesheimer Sand errichtet. Im Ersten Weltkrieg beherbergte der Griesheimer Sand neben Feld-Flieger-Abteilungen und einem Etappen-Flugzeug-Park auch ein großes Kriegsgefangenenlager und gegen Kriegsende eine Flieger-Ersatz-Abteilung.

Die militärische Nutzung des Geländes fand unter der französischen Besatzung zwischen 1918 und 1930 ihre Fortsetzung. Geflogen wurde erst wieder nach Abzug der Franzosen, als das Aerodynamische Institut der TH Darmstadt und das Deutsche Forschungsinstitut für Segelflug (DFS) hier forschten und flogen. Im Zuge der Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten arbeitete die am Griesheimer Sand beheimatete Luftfahrtindustrie zunehmend im Bereich der Luftwaffen-Rüstung.
Während des Zweiten Weltkriegs diente das Areal als Fliegerhorst der Luftwaffe. 1944 wurden Griesheim und der Griesheimer Sand mehrmals von alliierten Bombern angegriffen.

Nach Kriegsende besetzte die amerikanische Armee den Griesheimer Sand und nutzte ihn als Flugplatz (Darmstadt Army Airfield). Die Redaktion der Stars & Stripes ? Soldatenzeitung zog 1949 in die ehemaligen DFS-Gebäude.

1970 erlaubten die Amerikaner eine zivile Mitbenutzung des Flugplatzes durch die Hessenflieger, die TH Darmstadt und die Segelflieger der Akaflieg. Seit dem Abzug der amerikanischen Armee 1992 ist die TH/TU Darmstadt alleinige Nutzerin des Geländes, das sie 2005 käuflich erwarb.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts präsentiert sich der Griesheimer Sand als einzigartiger Naturraum mit sehr seltenen Pflanzen (z.B. Zwergschneckenklee oder Blauschillergras) und Tieren (z.B. Steinschmätzer, Weinhähnchen oder Wolfsmilchschwärmer), der von den Biologen der TU sowie von der HGON wissenschaftlich untersucht wird. Der TU-Windkanal und das Aerodynamische Institut der TU grenzen an das Gelände des August-Euler-Flugplatzes an. Die Start- und Landebahn wird darüber hinaus von mehreren technischen Fachgebieten der TU als Versuchsgelände genutzt. Darüber hinaus präsentiert der Förderverein für ein August-Euler-Luftfahrt-Museum mit dem Rumpf einer DC 8 ein erstes spektakuläres Objekt des künftigen Museums.

-